Kirchenbau
Die St. Jakobus-Kirche wurde in den Jahren 1900/1901 auf dem Gelände des Schönberger Schlosses errichtet, das im Jahr zuvor abgebrochen wurde. Das Plateau ist noch heute von den alten Grundmauern des Schlosses umfasst. Am 20. November 1901 wurde die neue Pfarrkirche geweiht.
Den Entwurf fertigte der Architekt German Bestelmeyer, der später als namhafter Kirchenbauer bekannt werden sollte. Die Jakobuskirche in Schönberg war sein erster Kirchenbau. Bestelmeyer war sich bei der Planung sehr bewusst, dass das Ortsbild mit dem Schloss seine Dominante verloren hatte. Er bespielte den geschichtsträchtigen Platz mit einem Bauwerk, die diese ortsprägende Aufgabe übernahm, ohne auf architektonische Bezüge zum Vorgängerbau zurückzugreifen. Die neue Kirche erhielt so eine hohe Glaubwürdigkeit, die dem Dorf wie eine Kirchenburg ein neues Zentrum gibt und in ihrem Alter oft überschätzt wird.
Der Grundriss der Kirche ist in seiner Längsachse vom südlichen Plateaueingang zum im Norden liegenden Chor ausgerichtet. Damit vermeidet er Überschneidungen mit den unterkellerten Flächen des Schlosses und kommt im Bereich des ehemaligen Innenhofes zum Liegen.
German Bestelmeyer kombinierte einen katholischen Kirchenraumcharakter – der ihm für die sakrale Stimmung wesentlich erschien – mit den evangelischen Ansprüchen an einen reinen Predigtraum. Entstanden ist ein stützenloses Langhaus mit gespundeter Holzdecke, das sich mit einem einseitigen Emporenanbau zum asymmetrischen Kirchenraum verbindet. Das Dach dieses Seitenschiffes ist im hessischen Stil über den Jochen abgewalmt. Im Süden wird das Langhaus von einem hohen Giebel begrenzt, dem das Eingangsportal und ein Treppentürmchen zur Empore vorgelagert sind. Im Norden schließt ein an drei Seiten des Achtecks geöffneter Chorraum mit gotischem Rippenkreuzgewölbe an. Zwischen Seitenschiff und Chor liegt die Sakristei im Westen. Ihr gegenüber erhebt sich im Osten der beherrschende Turm mit Achteckdach und vier Fachwerkerkern mit den Ziffernblättern der Turmuhr.
Der historistische Bau im gotischen Stil ist im Bereich der Mauersockel, Gebäudeecken und Lisenen sowie Anbauten, dem unteren Turmgeschoss und dem Chor aus Sandsteinquadern gefertigt. Das übrige Mauerwerk besteht aus verputzten Backsteinen. Typisch für Bestelmeyer finden sich neben vielen gotischen Stilelementen an der St. Jakobus-Kirche mehrere Fassadeninschriften, die in gotischer Frakturschrift direkt in das Quaderwerk eingetieft sind. Ihre zufällig erscheinende Anordnung unterstützt trotz der leichten Überdimensionierung die Wirkung einer geschichtlichen Gewachsenheit des Bauwerks.
Schon immer sind die Schönberger Gotteshäuser mit der Anzahl der Dorfbewohner „mitgewachsen“. In ältesten Zeiten befand sich die Kapelle in einer Kammer des Schlosses. Kurz nachdem Schönberg zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, richtete man 1570 eine entsprechend größere Kapelle ein, die für die Bevölkerung direkt durch den Torbogen im Schlosseingang zugänglich war. Als sich die Einwohnerzahlen in den Jahrzehnten nach dem 30-jährigen Krieg allmählich erholten und der Markgraf in Schönberg eine Straße mit neun neuen Häusern – die heutige Neuhäuserstraße – anlegen ließ, spiegelte sich diese Entwicklung umgehend in einer 1713 geweihten, nochmals größeren neuen Kirche innerhalb des Schlosskomplexes wider.
Das Schloss fiel Ende des 18. Jahrhunderts – mit Ausnahme der Kirche und des Glockenturmes – in die Hände von vier privaten Besitzern, die zahlreichen Untermietern Platz boten. Zuletzt sollen über 70 Menschen darin gelebt haben. Der Weg zur Schlosskirche führte die Schönberger durch das Torhaus quer über den Innenhof. Stallungen, Misthaufen, Kleinviehhaltung und landwirtschaftliches Gerät störten den Kirchgang und oft auch den Gottesdienst selbst. Zum großen Ärgernis des Pfarrers wurden auch die Keller unter der Kirche für weltliche Zwecke verwendet.
Aus dieser Situation heraus entschloss sich die Kirchenstiftung zum Kauf der privaten Schlossteile und ließ diese 1898/99 abreißen. Nach vorgesehener Planung sollte die barocke Schlosskirche vorerst erhalten bleiben und lediglich ein neuer Glockenturm angebaut werden. Letztlich war die fest in das Gebäude integrierte Kirche nach der Entfernung der angrenzenden Bauteile statisch nicht zu halten und wurde ebenfalls niedergerissen. Damit stand das komplette Areal des Schlosses an prominenter Stelle im Dorf für einen Kirchenneubau zur Verfügung.